Vierter Akt: ...abholen...

Kurz vor Weihnachten 2002 machte ich mich auf den Weg, um mir mein persönliches Weihnachtsgeschenk abzuholen. Rote Nummern waren besorgt, genug Geld war in der Tasche. Das Wetter war dagegen absolut bescheiden. Ich ignorierte aber diesen Umstand - mir sollte doch kein "Omen" in die Quere kommen!
Mein Vater und ich fanden schließlich nach einiger Sucherei den Weg zur genannten Adresse. Schon von weitem konnte man das grüne Ding parken sehen. Also ausgestiegen und einen ersten Blick darauf geworfen. Sah wirklich gar nicht so schlecht aus! Kein Rost in den Radläufen, so gut wie kein Rost in den Karosserienähten und rund um die Tresorklappen. Alles ja bekannte Schwachstellen beim T3. Zwar hatte mal jemand beim Zurücksetzen auf sein Gehör gebaut (die Stoßstange saß und sitzt nicht ganz gerade), doch gab es sonst außen rum keine Beulen. Die Ladefläche sah dagegen nicht so toll aus. Wir hoben das ziemlich gammelige Holz an und sahen viel Oberflächenrost auf der Ladefläche, die zudem noch ziemlich beulig war. Leider hatte auch die Kabinenrückwand einige Beulen abbekommen. Aber das störte mich nicht zu sehr. Den Rost auf der Ladefläche hatte der Verkäufer erwähnt. Und den kriegt man ja auch weg. Der erste Eindruck war also ein ziemlich guter!

Was folgte war die nähere Inspektion und die Probefahrt. Da der Wagen an einer abschüssigen Straße stand, lief das Regenwasser unter ihm durch. Hmm... Was schillert denn da so? Öl?! Wieso verliert die Kiste Öl, wenn der Verkäufer sagte, dass sie das nicht tut? Ich kannte zwar den Spruch "Ein Bulli verliert kein Öl, er markiert nur sein Revier", aber ich kam etwas ins Grübeln. Erklärung des Verkäufers: Er hätte noch einmal den Ölstand kontrolliert und ein wenig nachgekippt. Dabei sei ihm was danebengegangen, was nun runtertopfe. Hmm...
Naja, woll'n doch mal schauen, wie's drinnen aussieht. Also Tür auf und reinsetzen. Was fällt auf? Der Geruch von ca. 50.000 Zigaretten, die in dieser Ex-Baustellen-DoKa (hatte ich das noch nicht erwähnt?) geraucht worden waren. Dieser Geruch saß fest im Himmel und in den Kunstledersitzen. Fällt noch was auf? Der top gepflegte Innenraum sah so aus: Sehr verstaubt, sehr vermüllt, der Himmel perforiert, die Sitze mit Flecken und Brandlöchern übersät. Da hatte sich jemand aber Mühe gemacht, sein Auto für den Verkauf schön zu machen! Hmm...
Ach was! Machen wir doch mal eine Probefahrt! Also Zündung an und vorglühen. Hmm... Wieso funktioniert denn die Kontrollleuchte für die Handbremse nicht? Und hat so ein Diesel nicht eine Vorglühleuchte? Die will auch nicht? Oder wird nicht vorgeglüht, weil das Maschinchen noch warm ist? Starten wir doch mal. An dieser Stelle muss ich sagen, dass alle Diesel, die ich vorher bewegt hatte, immer sofort, direkt und ohne Probleme angesprungen waren. So'n echter Diesel halt. Dieser hier war wohl kein echter Diesel. Erst ein wenig orgeln, dann noch mal mit gezogenem Kaltstartbeschleuiger. Aber dann lief er. Die Probefahrt schien mir OK zu sein. Ist halt kein Rennwagen. Und wenn dann auch noch überall Berge und Hügel rumstehen, kann man halt keine Wunder erwarten.

Insgesamt fiel der Eindruck positiv mit kleinen Schwächen aus. Man hätte sicher mehr Pech haben können! Ist also doch nicht alles schlecht, was bei Ebay so abgeht! Also Kohle bezahlt, rote Nummer dran, vollgetankt und ab nach Hause. Da ich nicht wusste, wie der/die Vorbesitzer so mit der DoKa umgegangen waren, ließ ich es auf dem Heimweg sehr sachte angehen. Bei 85 ließ ich es gut sein. Allerdings dauert es so eine ganze Weile, bis man 300 KM zurückgelegt hat. Und dann noch dieser verdammte Dauerregen. Aber ich bekam sowas wie ein erstes "Urvertrauen" zur DoKa. Zwar nicht schnell, aber wenn einmal in Bewegung versetzt, schien sie immer weiter zu fahren. Die Wassertemperatur war im grünen Bereich, die Heizung bollerte angenehm und ich schien tatsächlich Glück gehabt zu haben. Bis nach Hause geschah nichts ungewöhnliches mehr. Halt! Doch! Ungefähr beim Kamener Kreuz passierte es: Ich überholte jemanden! Unglaublich - da gab es doch glatt Menschen, die noch langsamer unterwegs waren als ich.
Schön! Wenn's der letzte Akt gewesen wäre...